Immer da und immer am Puls des Kunden. Die Filialleitungen sind die wirklichen Kenner des Geschäfts. Aber bekommen sie auch genügend Aufmerksamkeit?
Wenn Sie wirklich wissen wollen, was in ihrem Geschäft los ist, dann fragen Sie Ihre Filialleitungen. Sie sind diejenigen, die Kunden, Produkte, Prozesse, Qualitäten, Mitarbeiter und Umsätze in und auswendig kennen. Und nicht zu vergessen, sie sind auch diejenigen, die dies alles maßgeblich beeinflussen und steuern. Ihr Blick ist wenig strategisch, aber dafür ungeschminkt operativ. Sie wissen meist haargenau, warum und wieso etwas nicht funktioniert. Sie kennen die Gründe für den Flop eines Produkts, die Warteschlangen am Sonntag oder die unattraktive Theke am Mittag. Das Problem, sie werden zu wenig gehört, zu wenig involviert und zu wenig gefördert.
In den allermeisten Unternehmen ist die Rolle einer Filialleitung, die einer mitarbeitenden Führungskraft. Sie füllt die Rolle des Mitarbeiters zu 110% und managt, quasi nebenher, das Mini-Unternehmen "eigene Filiale". Und da gibt es einiges zu tun: Bestellwesen, Mitarbeitereinsatzplanung, Einarbeitung, Koordination der Mitarbeiter, Kontaktperson für Kunden, Kontrolle der Unternehmensstandards, Ansprechpartner für den Bezirksleiter, und, und, und. Auch wenn nicht alle Aufgaben immer und vollständig durch die Filialleitungen wahrgenommen werden müssen, so sind sie doch zumindest mittelbar an diesen beteiligt. Der Druck in dieser "Sandwichposition" ist dabei nicht ohne. Auf der einen Seite die Interessensvertretung der Mitarbeiter und auf der anderen Seite die Erfüllung der Erwartungshaltung des Vorgesetzten. Und nebenbei ist sie natürlich das "Aushängeschild" der Filiale, das "leuchtende Vorbild" und der stets loyale Unternehmensrepräsentant. In Summe sind alle diese Dinge anspruchsvoll, kosten- und umsatzrelevant und bedürfen viel Vertrauen. Natürlich, so sollte man denken, ist eine entsprechende "Ausgestaltung" der Stelle selbstverständlich. Genau die gibt es aber in den meisten Fällen nicht. In Wahrheit drückt sich die Anerkennung lediglich in einem leicht besseren Stundenlohn aus und das war's. Vergleicht man dies mit dem Standard eines Bezirksleiters, so ist der Unterschied oftmals gravierend.
Eine weitere Anhebung des Stundensalärs oder eine sonstige finanzielle Gratifikation sind nicht die schlussfolgernde Botschaft. Es geht um mehr. Es geht darum, die Arbeitsrahmenbedingungen und die Qualifizierungen Ihrer Filialleitungen zu hinterfragen und zu verbessern. Und das ist keineswegs als Einbahnstraßen-Geschenk zu verstehen. Die Förderung des bedachten Umgangs mit den Ressourcen Zeit und Geld ist schlicht ein unternehmerisches Gebot. Jede eingesparte Arbeitsstunde durch kluges und verantwortungsvolles Handeln, spart bares Geld. Ganz gleich, ob bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder bei der Vergabe der Standardschichten. Je höher das Bewusstsein und je qualifizierter der Blick, desto tragfähiger ist die Umsetzung. Ein Bezirksleiter mag dies ebenso erkennen und anweisen, ernsthaft tragen muss die Umsetzung eh die Filialleitung. Sie muss die Mitarbeiter vor Ort instruieren, trainieren und kontrollieren. Und sich im Zweifel auch mit den Widerständen auseiandersetzen. Stundenkürzungen, egal wie gut begründet, erzeugen selten Applaus. Gleichzeitig wäre es doch höchst erstrebenswert, wenn die Filialpotentiale direkt von der Basis gemeldet würden, anstelle sie von oben nach unten durchzusetzen zu müssen.
Was es dafür braucht? Zunächst einmal die Bereitschaft, mehr in die Filialleitungen zu investieren. Nicht per Gießkanne, also pauschal für alle, sondern zunächst einmal bei denjenigen, deren Filialen einen entsprechenden Umsatz- und Kostenhebel haben. Konkret sind diese Punkte anzugehen:
- Qualifizierte und regelmäßige Förderung Ihrer Filialleitungen in den Themen: Umsatz- und Kostenmanagement, Prozessoptimierung, Kommunikation und Führung
- Etablierung von 3-4 Filialleiterbesprechungen pro Jahr
- Einführung von monatlichen Einzelgesprächsterminen und Coachings mit dem Bezirksleiter
- Festlegen eines Zeitkontingents pro Monat für definierte Management- und Führungsauf-
gaben der Filialleitung
- Anpassung des Filialleitungs-Anforderungsprofils bei Neueinstellungen und zum Leistungs- standabgleich bei etablierten Kräften
Nehmen Sie ihre Filialleitungen ernst und nutzen Sie die Gespräche und Besprechungen für einen ehrlichen, beidseitigen Austausch. Hören und fragen Sie rein, was in den Filialen los ist. Die Antworten werden Ihnen nicht immer gefallen. Aber sie sind das aktuelle Stimmungsbild. Ehrlich, fundiert und ungeschminkt.
Sie möchten sich zu dem Thema austauschen? Kontaktieren Sie mich: www.martinbimpage.de/kontakt oder info@martinbimpage.de
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